Do, 11.07.2019
von
13:30 - 15:00 Uhr
Kontaktstelle Frau und Beruf
Ostwürttemberg-Ostalbkreis
73525 Schwäbisch Gmünd
Ort: Villa Hirzel
Wie kann die Zukunft für unsere Familien und die Zukunft unserer Sorgearbeit aussehen? Gibt es wirtschaftliche und digital unterstützte Alternativen?
Einladung zu Vortrag und Podiumsdiskussion am 11. Juli 2017, 13:30 – 15:00 Uhr, Villa Hirzel, Schwäbisch Gmünd
Leisten Sie selbst Sorgearbeit, versorgen die eigenen Kinder oder Angehörige? Arbeiten Sie in sozialen Berufen oder leiten eine sozialwirtschaftliche Organisation? Sind Sie sozial engagiert in der Nachbarschaftshilfe oder im Tagesmütterverein? Und haben Sie sich schon einmal gefragt wie mit der Alterung unserer Gesellschaft und der Digitalisierung unsere Sorgearbeit in Zukunft aussehen wird?
Erfahren Sie von überraschenden und kraftvollen Alternativen und diskutieren Sie mit, wie unsere Sorgearbeit organisiert werden kann. Dr. Anne-Sophie Tombeil, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, wird in ihrem Vortrag aufzeigen wie Fürsorge und personennahe Dienstleistungen durch Netzwerke und entsprechende Geschäftsmodelle erfolgreich etabliert werden können. Auf dem Podium werden GründerInnen aufzeigen wie sie personennahen Dienstleistungen organisiert haben und warum diese Organisationen in ihren Kommunen erfolgreich funktionieren und im Wachstum begriffen sind.
Anita Burkhardt, Gründerin des Vereins Miteinander und Füreinander in Neuweiler MFN e.V. erklärt beispielhaft wie sie in einer ländlichen Kommune Strukturen geschaffen hat, um die Sorgearbeit auf mehreren Schultern zu verteilen.
Hubertus Droste, Bürger Sozial Genossenschaft Biberach eG, erklärt warum die Genossenschaft für Biberach das richtige Modell ist und wie er mit den Genossenschaftsmitgliedern, Ehrenamtlichen und Teilzeitangestellten die Sorgearbeit auf stabile Füße stellt. Dabei ist der Bau und die Bereitstellung von gemeinschaftlich genutztem Wohnraum schon in der Planung.
Christine Binder, Koordinatorin Netzwerk Einkommen schaffende Dienstleistungen (NEsD) des Landfrauenverbandes Württemberg-Baden e.V. kennt die Bedarfe und Kompetenzen von Frauen im ländlichen Raum und berät bei der Gründung von sozialwirtschaftlichen Organisationen.
Clemens Wochner-Luikh, Bereichsleiter der Stiftung Haus Lindenhof Schwäbisch Gmünd, sieht in der Diversifizierung von Fürsorgeangeboten und auch in gemeinschaftlichen Wohnformen eine Zukunft, die bisher nicht ausreichend fokussiert wird. Welche Kooperationsformen sind möglich und wirtschaftlich sinnvoll? Wie können sich wirtschaftliche Netzwerke, die personennahe Dienstleistungen anbieten, aufstellen?
Moderiert wird die Diskussion von Elke Heer, Beauftragte für Chancengleichheit der Stadt Schwäbisch Gmünd und Carolin Morlock, Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf Ostwürttemberg – Ostalbkreis.
Insbesondere wird der Frage nachgegangen wie Digitalisierung und Plattformökonomie gestaltet und genutzt werden kann und wie Kommunen mit der Bereitstellung von digitalen Plattformen unterstützen können.
Verpassen Sie nicht die Gelegenheit die vielfältigen Zukunftsszenarien der Sorgearbeit kennenzulernen und diskutieren Sie mit uns, wie personennahe Dienstleistungen, wie Kindererziehung, Haushaltsführung, Betreuung und Pflege von Angehörigen in Kooperation oder im Netzwerk wirtschaftlich sinnvoll aufgestellt werden können.
Im Vorfeld bietet die Kontaktstelle Frau und Beruf am Dienstag, 09. Juli 2019 von 9:00 – 12:00 Uhr die Möglichkeit zu Austausch und Vernetzung für Interessierte und Gründungsinteressierte von Sozialunternehmen oder sozialen Vereinen an. Gründungsideen können am Dienstag, 16. Juli 2019, 9:00 – 12:00 Uhr im Landratsamt in Schwäbisch Gmünd vertieft und konkretisiert werden.
Anmeldungen erforderlich bei der Kontaktstelle Frau und Beruf: frau-beruf@ostalbkreis.de
Hinweis: Am 11.07.2019 von 9:00 – 13:00 Uhr wird im Vorfeld der Veranstaltung in der Villa Hirzel die Bilanzveranstaltung des Modellprojekts „Fachkräftesicherung über die Professionalisierung haushaltsnaher Dienste“ stattfinden. Der Zugang zur Villa Hirzel wird durch die Remstalgartenschau nicht behindert.
Hintergrundinformationen zu internetbasierten Plattformen für personennahe Dienstleistungen:
Werner Eichhorst ist Direktor im Bereich Arbeitsmarktpolitik Europa des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA):
Mit der Schaffung von internetbasierten Plattformen wird die Vermittlung von Angebot und Nachfrage nach Dienstleistungen deutlich einfacher, schneller, transparenter und gleichzeitig globaler. Aktuell werden Plattformen wie das Portal „Helplinge“ für private Nachfrager nach haushaltsnahen Dienstleistungen am stärksten wahrgenommen und diskutiert. Damit entsteht je nach Konstellation mehr Wettbewerb, zwischen Dienstleistern auf Plattformen, zwischen verschiedenen Unternehmenstypen, zwischen Firmen mit abhängig Beschäftigten und (Netzwerken) von Selbstständigen.
Problem: Aus fixen Personalkosten auf betrieblicher Ebene werden dann mit (Schein)Selbstständigen variable Kosten für Dienstleistungen.
Chance: Mit geringen Eintrittsbarrieren in den Arbeitsmarkt einzusteigen, da viele dieser Jobs als Nebentätigkeiten ausgeübt werden können. Auch können Plattformen die Kombination und Erprobung verschiedener Tätigkeiten erleichtern und neue Berufsbilder formen. Mit Plattformen, die sich an die privaten Verbraucher wenden, entwickelt sich über mehr Transparenz beim Angebot auch die Möglichkeit zur Vermarktlichung von kleineren Teilleistungen, die bislang intern, informell oder gar nicht angeboten wurden.
Entlohnung und soziale Absicherung: Tarifverträge über die Entlohnung sind bei Selbstständigen per se nicht möglich, allerdings könnte man sich durchaus die Etablierung von Mindestpreisen vorstellen. Dies setzt jedoch voraus, dass sich die bislang nicht organisierten Anbieter von Dienstleistungen als Gruppe konstituieren. Dies zu unterstützen ist durchaus im Interesse der etablierten Gewerkschaften.
Daneben bestehen Wettbewerbsvorteile der Selbstständigkeit, da sie nicht in die Sozialversicherung einbezogen werden. Um die Absicherung der Selbstständigen zu verbessern und die Kostendifferentiale zwischen selbstständigen und abhängigen Tätigkeiten zu vermindern, bietet sich ein genereller Einzug der Selbstständigen in die Sozialversicherung an – gegebenenfalls mit einer Möglichkeit zum Ausstieg („opting out“), wenn eine ausreichende private Absicherung oder eine Absicherung etwa über Berufsverbände oder über die Vermittlungsplattformen selbst vorliegt. Analog zu den Arbeitgeberbeiträgen bei den abhängig Beschäftigten wäre zu überlegen, ob die Auftraggeber von Selbstständigen oder die Plattformbetreiber selbst zu Beiträgen für die Dienstleister verpflichtet werden. Dies hätte dann auch Konsequenzen für die Preiskalkulation.
Kompetenzzentrum öffentliche IT zu kommunalen Plattformen:
Die Ausweitung der Geschäftsfelder großer Plattformen macht auch vor öffentlichen Aufgaben nicht halt. Hier kann es sinnvoll sein, als öffentlicher Sektor selbst entsprechende Plattformen zu betreiben, wie beispielsweise einen öffentlichen Personenverkehr ermöglichen.
Weitere Informationen und Anmeldungen unter
Telefon: 0162-263-1236
E-Mail: Karin.Petridis@ostalbkreis.de